samedi 12 février 2011

Indigenes Kultur- und Schulprojekt

Aus einer langjährigen Freundschaft mit Beatrice Bautista aus El Alto (Bolivien) hat sich für uns ein neues Projekt entwickelt. Der kulturpolitische Verein "Jakkir Qhana", in dem Beatrice aktiv ist, und verschiedene Initiativen und Vereinigungen aus El Alto wollen in ihrem Stadtteil Barrio Mariscal de Sucre eine indigene Schule und ein Kulturzentrum gründen. Wir, Uwe und Gudrun aus der Kooperative Haina e.V., der BiKo e.V. aus Erfurt und die Kommune Waltershausen wollen sie dabei unterstützen. Wer Näheres wissen möchte, kann hier weiterlesen. 
In den letzten Jahren haben wir Kontakte zu indigenen Menschen in El Alto geknüpft, einer Stadt direkt angrenzend an La Paz in Bolivien.
Bolivien ist das zweitärmste Land Südamerikas und eines der Ärmsten der Welt. 70 % der Be-völkerung sind indigenen Ursprungs. Durch die starke Land-Stadt-Migration der letzten Jahrzehnte entstand neben La Paz die völlig neue Stadt El Alto, welche mittlerweile ca. 800.000 Einwohner zählt.
Ihre BewohnerInnen sind zur Schaffung und Verbesserung ihrer materielllen Lebensverhältnisse weitgehenst auf Selbstorganisation angewiesen.
So entstanden in El Alto fast 500 Nachbarschaftsvereinigungen, sogenannte ”juntas vecinales”, die zum Beispiel die Versorgung mit Trinkwasser und die Müllentsorgung in die Hand nahmen.
Durch die Vernetzung der Gruppen entstand aber auch eine starke politische Kraft, die dazu beitrug, den korrupten Präsidenten Sanchez de Lozada im November 2003 zu stürzen. Bei diesen Unruhen wurden 80 Menschen vom Militär ermordet.
Seit 18.12.2005 gibt es das erste Mal in der bolivianischen Geschichte einen indigenen Präsidenten, Evo Morales. Für die indigene Bevölkerung ist das ein hoffnungsvolles Zeichen. Die ersten Ansätze in Richtung einer Wiederverstaatlichung transnationaler Konzerne, also der Wiederaneignung der bolivianischen Ressourcen, sind zu sehen und eine Bodenreform, die eine teilweise Enteigung der überwiegend weißen Großgrundbesitzer verfolgt, beginnt gerade. Die Stimmung in Bolivien schwankt aus Sicht der indigenen Bevölkerung zwischen Hoffnung auf Veränderung bzw. Angst vor einem Bürgerkrieg.
Zusammen reden und denken wir seit ca. einem Jahr an einem gemeinsamen interkulturellen Projekt und sind jetzt soweit, das Projekt vorzustellen:

Unsere Idee
Unser wichtigstes Anliegen ist, dass die Partner auf beiden Seiten des Ozeans auf gleicher Augenhöhe stehen, da 500 Jahre Kolonisation viel Ungleichgewicht und Vorurteile auf beiden Seiten hervorgebracht haben.
Deshalb lassen wir uns Zeit, unsere Kulturen kennenzulernen und voneinander zu lernen. Wir entwickeln das Projekt zusammen, tauschen uns aus und beraten uns gegenseitig. Dabei spielen persönliches Kennenlernen und gegenseitige Besuche eine wichtige Rolle.
Wir haben nun gemeinsam die Idee eines Zentrums entwickelt, das im Wesentlichen aus drei Teilen besteht:
  • Ein indigener Kindergarten soll für 40 Kinder Platz bieten, während ihre Eltern sich um die Beschaffung des Lebensunterhaltes bemühen. Bisher gibt es in der Großstadt kaum Angebote. So müssen kleine Kinder ihre Eltern an den Arbeitsplatz begleiten, bleiben tagsüber sich selbst überlassen oder werden zu Großeltern aufs Land gegeben.
  • Eine alternative Schule soll Möglichkeiten bieten, indigene Werte, Kultur, Wissen und Traditionen weiterzugeben. In den staatlichen Schulen wird ein überwiegend eurozentristisch-nordamerikanisches Weltbild vermittelt. In den ersten drei Jahren sollen drei Klassen mit jeweils 20 SchülerInnen entstehen.
  • Nicht zuletzt soll das Zentrum Raum für die politische und kulturelle Arbeit verschiedener Gruppen in El Alto und als Zentrum des kulturellen und politischen Austausches indigener Kulturen Lateinamerikas bzw. interkontinental zwischen Bolivien, Europa oder anderen Ländern dienen.
 

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