dimanche 19 juin 2011

Marx mit der MEGA neu lesen


Marx-Jubiläen wurden in der Arbeiterbewegung und im Staatssozialismus traditionell begangen. Vor 100 Jahren würdigte Max Adler Marx als Denker. 1913 – zum 30. Todestag – referierte Clara Zetkin über Marx’ Lebenswerk, und Wladimir Iljitsch Lenin veröffentlichte seinen berühmten Aufsatz »Drei Quellen und drei Bestandteile des Marxismus«. 1918 erschien von Franz Mehring die wohl bedeutendste und weit verbreitete Marx-Biographie.
Das erste Nachkriegsjubiläum wurde in der DDR mit einem Karl-Marx-Jahr 1953 begangen. Die eigentlich große Marx-Rezeption in Ost und West ist mit seinem 150. Geburtstag 1968 verbunden. 1983 – zum 100. Todestag – hieß es in der DDR: »Revolutionär und Theoretiker der Arbeiterklasse«. Nun sind schon wieder 25 Jahre vergangen. In diesen Zeitraum fiel der Zusammenbruch des Staatssozialismus, der gleichsam mit dem Abgang von Marx von der Weltbühne verbunden wurde: »Marx ist tot – es lebe Jesus! «Weit gefehlt! – muß man ausrufen. Gedankenriesen vom Typ eines Marx können nicht durch gesellschaftliche Veränderungen, unabhängig davon, wie man sie beurteilen mag, aus dem Gedächtnis gelöscht werden. Wie hat sich in den letzten 15 Jahren unser Marx-Bild verändert?
2003 wurde Marx in der großen ZDF-Umfrage unter den »Großen Deutschen« auf Platz drei gewählt. Seitdem ist Marx offenbar wieder »gesellschaftsfähig« geworden. Selbst Banker in den USA sollen erstmals das »Kapital «gelesen haben. Sogar der Papst meldete sich zu Wort. In einer Enzyklika heißt es: »Marx hat mit eingehender Genauigkeit, wenn auch parteilich einseitig, die Situation seiner Zeit beschrieben und mit großem analytischen Vermögen die Wege zur Revolution dargestellt.« Benedikt XVI. entfernt sich mit dieser Marx-Würdigung von einer Verketzerung seiner Ideen durch die katholische Kirche – ein höchst beachtlicher Vorgang.
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