Der Euro war von Anfang an eine Kunstwährung mit elementaren Konstruktionsfehlern. Formal entspricht ihm keine einheitliche politische Souveränität. Die europäische Zentralbank (EZB) ist aber dadurch nicht unabhängiger, sondern ihre Geldpolitik wird zum Zankapfel gegensätzlicher Interessen. Substantiell ist das Konstrukt erst recht prekär. Der Euro wurde völlig unterschiedlichen nationalen Niveaus von Produktivität und Kapitalkraft aufgesetzt. Diese in sich widersprüchliche Währungsunion war aber die einzige Möglichkeit, in der Globalisierung den anderen großen Wirtschaftsblöcken Paroli zu bieten. Das ging nur so lange gut, wie die von Finanzblasen genährte globale Defizitkonjunktur ihre Scheinblüte entfalten konnte. Nach dem fälligen Finanzkrach wurde die Krise überall verstaatlicht. Jetzt kommt die zweite Welle als allgemeine Krise des Staatskredits, weil die Geldschwemme der Notenbanken eine schon längst nicht mehr selbsttragende Konjunktur subventionieren muss. Die wild schwankenden Währungsrelationen spiegeln kein Verhältnis von ökonomischer Stärke und Schwäche mehr, sondern die augenblickliche Lage im Verfall der Geldpolitik. Das zeigt sich daran, dass alle Währungen dramatisch gegenüber dem Gold verlieren. Der Euro bildet aufgrund seiner widersprüchlichen Konstruktion nur das schwächste Kettenglied in einem globalen Entwertungsprozess. Diese Schwäche entspricht der Schieflage in der europäischen Binnenkonjunktur. Nationaler Chauvinismus ist ausweglos, denn die Defizite der angeprangerten „Sünder“ sind nur die Kehrseite der deutschen Exportüberschüsse. Das enorme Rettungspaket wird entweder den Euro als erste zentrale Währung inflationieren oder einen deflationären Schock auslösen, wenn im Gegenzug extreme Sparmaßnahmen die innereuropäische Defizitkonjunktur abwürgen. So oder so ist der Euro nicht haltbar, aber es kann auch keine Rückkehr zu den alten nationalen Räumen geben. Der Zusammenbruch des Euro ist die nächste Etappe in der Desintegration des Kapitalismus. Seine Zauberlehrlinge flüchten vor einer Geldkatastrophe in die nächste.
erschienen in der taz am 15.05.2010
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